Auslandssemester: Die Komfortzone verlassen und Grenzen überschreiten

Während eines Auslandssemesters musst du viele Grenzen überschreiten und deine Komfortzone verlassen. Alles um dich herum ist neu, du bist in einer anderen Kultur unterwegs und vielleicht verstehst du die Landessprache gar nicht. Hast du vielleicht eine Beziehung, die aufgrund der Ferne auf die Probe gestellt wird?

Die Komfortzone verlassen während des Auslandssemesters

Eintauchen in eine neue Kultur

Du bist alleine in einem neuen Land und findest dich in einer komplett neuen Kultur wieder? Du erleidest ersteinmal einen Kulturschock und musst eine gewisse kulturelle Grenze überschreiten?

Das Einleben in eine neue Kultur braucht definitiv ein bisschen Zeit. Es gibt andere Zeremonien. Feste die in Deutschland gefeiert werden, finden in deinem Aufenthaltsland vielleicht keine Beachtung. Dafür kann es sein, dass du ganz neuen Events und Traditionen gegenüberstehst.

Die Menschen kleiden sich vielleicht anders. Wenn du eine heilige Stätte (Tempel, Moscheen u. ä.) betreten solltest, musst du eventuell die Schuhe ausziehen. Verschiedenste bekannte und unbekannte Gerüche vermischen sich. Dein europäisches Aussehen verleitet die Menschen in deinem Aufenthaltsland vielleicht dazu, dass sie ein Foto mit dir machen wollen. Du kommst dir vor wie ein Star.

Ich bin mir sicher, dass du dich anfangs möglicherweise unwohl fühlst; etwas unbehaglich. Die ganzen neuen Eindrücke schüchtern dich ein. Ich kann es dir auch nicht verdenken, wenn dein erster Gedanke ist, dass du einfach direkt wieder nach Hause möchtest.

Ein Gefühlschaos und ein Overflow an Eindrücken können ganz schön überfordern. Aber lass es auf dich wirken, komme an und leb dich ein. Nimm an für dich neuen Traditionen und Zermonien teil. Probiere dich aus und sei neugierig. Erfahre mehr über das Leben in einem neuen Land.

Little India Singapur
Bunt, laut, chaotisch: Little India kann die Sinne überfluten und überfordern

Meine ersten Tage in einer neuen Kultur

Meine ersten Tage in Singapur waren alles andere als normal und einfach. Mir ging der Arsch auf Grundeis. Ich war das erste Mal in Asien und dann direkt alleine für ganze sechs Monate.

Wie finde ich mich zurecht? Verstehen mich die Menschen dort wirklich? Auf was muss ich achten? Was sind No Gos und Fettnäpfchen?

Die Eingewöhnung hat ein bisschen gedauert und es war nicht immer einfach. Aber das Abenteuer Singapur war eines der schönsten Erlebnisse in meinem ganzen Leben! Und diese Erfahrungen möchte ich nicht missen!

Sprachbarriere

Ein neues Land, eine neue Kultur, eine neue Sprache? Sprachliche Grenzen können hinderlich sein, keine Frage. Aber die „mit Hand und Fuß“ Sprache und ein Lächeln helfen oft weiter.

In Singapur hatte ich großes Glück, denn Englisch ist dort eine der vier Amtssprachen. In der Uni war auch Englisch die Nummer 1 Sprache, an zweiter Stelle stand Chinesisch (würde ich subjektiv behaupten). Da kam man sich zwischendurch auch mal doof vor, wenn man zwischen vielen chinesischsprachigen Menschen steht, die sich alle unterhalten und man selbst versteht kein einziges Wort. Dazu kann es passieren, dass du die Schrift gar nicht lesen kannst? Chinesisch, Koreanisch, kyrillische Zeichen…

Haw Par Villa (ehemals Tiger Balm Garden)
Eingang Haw Par Villa

Das kann abschreckend wirken, doch denkt mal nach: in Deutschland sprecht ihr ja auch für gewöhnlich Deutsch untereinander, oder? Und wenn dann ausländische Gäste z. B. an der Uni sind, dann fühlen die sich genauso.

Seit dem ich selbst in dieser etwas unbehaglichen Situation stand, versuche ich darauf zu achten, dass ich bewusster Englisch spreche, sobald ein ausländischer Gast in der Nähe ist. Ein kommunikativer Ausschluss aufgrund der sprachlichen Barriere kann verhindert werden. Seit Singapur achte ich auf jeden Fall bewusster darauf.

Kulinarik

Die regionale Küche eines Reiselandes kann gewöhnungsbedürftig sein. Während wir uns nicht vorstellen können, dass man Hund, Katze, Meerschweinchen oder Insekten verspeist, ekeln sich auf anderen Orten der Welt die Menschen vor Schimmelkäse. Bei manchen Gerichten die man probiert, testet man seine persönlichen kulinarischen und geschmacklichen Grenzen aus.

Jedes Land hat seine kulinarischen Highlights und Laster. Und ein europäischer Magen kann z. B. bei der authentischen asiatischen Küche ganz schnell an ihre Grenzen kommen. In Singapur hatte ich persönlich nie Probleme mit dem Essen. Die Hygienestandards sind sehr hoch und es wird regelmäßig kontrolliert. Doch auch Schärfe, Gewürze, Gerüche und Geschmäcker spielen einen großen Einfluss.

Die, die das Dschungelcamp kennen und auch mal gesehen haben, sollten die „Kotzfrucht“ kennen. Andere Namen für das Gewächs sind Stinkfrucht oder Durian. Im Fernsehen stellen sich die Leute immer an, würgen was das Zeug hält. So entstehen Vorurteile und Grenzen. In Asien gehört die Durian zu den Delikatessen und wird auch häufig als Königin der Früchte bezeichnet. Ich selbst fand diese sogar echt gut. Aber es scheiden sich die Geister.

Durian, Königin der Früchte
Durian

Beim Streetfood in Jakarta haben wir uns an Empfehlungen von Locals gehalten. Das Essen hatte zwar höllisch scharfe Komponenten dabei, aber es war lecker. Und Probleme habe ich somit nicht bekommen. Ich habe meine Komfortzone verlassen und mich durch das kulinarische Singapur probiert. Zu allem konnte ich mich nicht überwinden, gewisse Grenzen habe ich nicht überschritten. Aber das ist okay.

Würdest du frittierte Skorpione, Käse mit Maden oder Frösche essen?

Fernbeziehung

Ein Auslandssemester kann eine Beziehung ganz schön auf Trapp halten. Wenn ihr bereits zusammen oder in der selben Stadt wohnt, dann kann eine Fernbeziehung ganz schön schwierig sein. Lebt ihr bereits in einer Fernbeziehung, dann ändert sich „nur“ die Distanz.

Es wird eine gewisse Grenze aufgebaut, die man zusammen durchstehen muss. Fernbeziehungen sind nicht einfach. Und ich finde sie bis heute (verzeiht den Ausdruck) einfach kacke! Es bildet sich eine distanzielle Grenze, entweder zwischen zwei Ländern oder sogar zwischen zwei Kontinenten. Eine zeitliche Grenze kann durch mögliche Zeitverschiebungen eine Rolle spielen. Und natürlich entsteht auch eine physische Grenze, man kann nicht einfach spontan den Partner besuchen. Videotelefonie, Chats und Briefe sind da das erste Mittel der Wahl um zu kommunizieren. Auch hier musst du deine Komfortzone verlassen.

Liebesschloss am Clarke Quay, Fernbeziehung, Komfortzone verlassen
Liebesschloss am Clarke Quay

Beziehungen können unter diesen Umständen zerbrechen, sicherlich. Doch meine Beziehung über zwei Kontinente wurde dadurch stärker. Mein Liebster und ich haben bereits in einer Fernbeziehung West- und Ostdeutschland gelebt. Da muss man auch planen, dann 6-7 Stunden mit dem Zug sind schon eine ganze Weile. Aber wir haben das Abenteuer Singapur zusammen geschafft und er hat mich sogar in der Löwenstadt besucht.

In Singapur haben wir wundervolle Tage verbracht und uns sogar verlobt. Spätestens zu den Flitterwochen möchten wir wieder in diese Stadt. Vielleicht zieht es uns ja irgendwann komplett nach Asien?

Fazit: Auslandssemester und die Komfortzone verlassen

Du siehst, es gibt verschiedene Grenzen, auf die man trifft. Sei es persönlich, kulinarisch, distanziell, physisch und Co. Das Klima kann dich beeinträchtigen. Ich persönlich musste mich sehr lange an das feucht-heiße Klima Singapurs gewöhnen. Irgendwann war es okay.

Du musst deine Komfortzone verlassen und schmeißt dich in ein neues Abenteuer. Dabei kannst du so viele wertvolle Erfahrungen mitnehmen. Natürlich ist es nicht immer einfach, das Leben ist ja schließlich kein Ponyhof. Ich persönlich habe in Singapur fürs Leben gelernt. Ich konnte meinen Horizont erweitern, mit Klischees abschließen, andere Klischees haben sich bewahrheitet.

Wenn du Fragen zu einem Auslandssemester (in Singapur) hast, melde dich sehr gerne. Ich versuche dir zu helfen, soweit ich kann.

Kuala Lumpur, Batu Caves, Kokosnuss
Meine erste frische Kokosnuss in Kuala Lumpur

Blogparade zum Thema Grenzen

Dieser Blogbeitrag ist durch die Blogparade zum Thema Grenzen auf Inges Blog Physio-Energie enstanden. Die Komfortzone verlassen heißt für mich Grenzen zu überwinden. Ein Auslandssemester birgt viele neue Grenzen und kann neue Grenzen bilden. Ich wollte dir einen kleinen Einblick geben. Auch Janett von Teilzeitreisender hat dazu eine Blogparade eröffnet. Dort reiche ich meinen Beitrag ebenfalls ein.

11 Kommentare zu „Auslandssemester: Die Komfortzone verlassen und Grenzen überschreiten

  1. Liebe Michelle,

    Deinen Beitrag sollte ich wohl meinen Studenten empfehlen. Wie Du vielleicht weißt, bin ich Study Abroad Advisor an einer großen Hochschule in BaWü. Ich sage immer allen, sie müssen ihre Komfortzone verlassen, um sich selbst zu entdecken.

    Viele Grüße,
    Sanne

    1. Sehr gerne, habe auch noch einen fertigen Beitrag zu Gründen, warum man unbedingt ein Auslandssemester machen sollte.
      Finde deine Arbeit super! Falls du Mal Lust hast darüber zu berichten, würde ich mich freuen 🙂

  2. So ein Auslandsaufenthalt bereichert auf jeden Fall dein Leben! Denke ich mir, denn ich habe nicht im Ausland studiert, obwohl ich mir das sehr gut vorstellen kann. Diese Stinkfrucht würde ich auch mal probieren, so schlimm kann sie ja gar nicht sein 🙂

    Liebe Grüße
    Jana

    1. Ja, auf jeden Fall. Das war eine tolle Erfahrung die ich nicht missen möchte!
      Bei der Durian scheiden sich die Geister und da sagt jeder was anderes 😀

  3. Das ein solches Auslandssemester neben Freude auch Angst macht, kann ich gut nachvollziehen. Ich habe in der Schweiz meine Promotionsarbeit erstellt und selbst dort (in Europa) war vieles ganz anders. Zum Glück wurde ich sehr schnell in alle Abläufe integriert. Laborsprache war Englisch, so dass ich auch mit der Sprache keine Probleme hatte.
    Alles Liebe
    Annette

    1. Liebe Annette,
      ja das glaube ich dir sofort. Aber diese Erfahrungen fand ich auch wirklich wichtig!
      Laborsprache war in Singapur auch eigentlich Englisch, damit hatte ich auch keine Probleme.

  4. Liebe Michelle, vielen Dank für Deinen Beitrag!
    Ja, an Durian scheiden sich die Geister. Sie heißt nicht umsonst Stinkfrucht.
    Singapur mit seinen Foodstalls ist ein kulinarisches Highlight. Nur zum Essen hinfahren lohnt sich, finde ich 🙂
    Was hast Du eigentlich studiert und wie passt das Semester in Dein Studium würde mich noch interessieren.
    Herzliche Grüße aus Hamburg!
    Inge

    1. Liebe Inge, danke für deinen netten Kommentar!
      Ja, die Durian. Ich fand sie gut 🙂 Und nur zum Essen nach Singapur wäre wirklich eine Reise wert..
      Ich mache zurzeit meine Promotion in der physikalischen Chemie und meine Professorin hat Kontakte nach Singapur. Deshalb bin ich zum Forschen an der NTU gewesen. Ansonsten passen auch in das typische Chemiestudium Auslandssemester, wobei das bei uns im Master wohl geeigneter als im Bachelor ist.

      Liebe Grüße aus Oldenburg!

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