Auschwitz-Birkenau: das größte deutsche Vernichtungslager

Im September 2019 war ich für eine Woche in Krakau. Deshalb habe ich die Chance genutzt und einen Tagesausflug in die KZ Gedenkstätten Auschwitz I und Auschwitz-Birkenau gemacht. Diese gehören seit 1979 unter dem Namen Auschwitz-Birkenau – Deutsches nationalsozialistisches Konzentrations- und Vernichtungslager (1940–1945) zum UNESCO Welterbe.

Tagestrip zum Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau

Wenn man in Krakau ist, liegt ein Besuch der KZ Gedenkstätten nahe. Je nach Belieben kann man eine selbstgeführte oder eine geführte Tour buchen. Wir haben uns für die selbstgeführte Tour entschieden, denn ich bestimme gerne selbst, wie lange ich mich an einem bestimmten Ort aufhalte.

Ausflug nach Auschwitz-Birkenau mit GetYourGuide

Ich habe unseren Ausflug nach Auschwitz-Birkenau über GetYourGuide gebucht. Enthalten in dem Angebot waren die Abholung in Krakau, der Transfer zwischen Auschwitz I und Auschwitz II, ein deutschsprachiger Reiseführer, der Eintritt für Auschwitz I und die Rückfahrt nach Krakau. Pro Person bezahlten wir ca. 21 Euro und mussten uns um nichts weiteres kümmern.

Die gebuchte Tour findet ihr unter GetYourGuide (kein Affiliate-Link! Lediglich ein Hinweis).

Es gab an dem Tag zwei verfügbare Touren. Die erste Abholung wäre gegen 6:30 Uhr erfolgt, wir entschieden uns für die spätere Abholung um 11:30 Uhr in Kazimierz. Insgesamt konnte man sich zwischen vier verschiedenen Startpunkten entscheiden:

  • Straszewskiego 14
  • Pawia 6 (direkt am Bahnhof)
  • Wielopole 2
  • Dajwór 10 (jüdisches Viertel, Kazimierz)

Insgesamt dauert der gesamte Ausflug acht Stunden, in dieser Zeit sind auch die An- und Abreise von jeweils 90 Minuten enthalten.

Grabkerze Auschwitz-Birkenau

Auschwitz I: Wichtige Informationen zum Besuch

Personalausweis/Reisepass

Um Eintritt in die KZ-Gedenkstätte Auschwitz I zu erhalten, benötigt ihr unbedingt euren Personalausweis oder Reisepass. Den Ausweis müsst ihr bereits beim Erhalt eurer Eintrittskarte vorzeigen, diese wird euch personalisiert ausgestellt.

Taschen und Einlasskontrolle

Große Taschen und Rucksäcke sind nicht erlaubt, deshalb solltet ihr eine Bauch- oder Kameratasche dabei haben. Die maximale Taschengröße beträgt (30x20x10) cm.

Bei der Einlasskontrolle wird akribisch darauf geachtet: wenn eure Tasche zu groß sein sollte, dann werdet ihr eiskalt weggeschickt. Die Kontrolle läuft ab wie an einem Flughafen: ihr müsst eure Hosen-/Jackentaschen leeren, alles in einen Kasten legen, der durchleuchtet wird. Außerdem lauft ihr selbst durch einen Detektor. Hier herrscht höchste Sicherheitsstufe!

Kleidung

Kurze Hosen sind in Auschwitz I nicht erlaubt (laut GetYourGuide).

Für mich persönlich gehört es zum guten Ton, dass man sich an einem solchen Ort entsprechend kleidet.

 

Das Museumsgelände Auschwitz I

Während Auschwitz-Birkenau als Vernichtungslager bezeichnet wurde, galt Auschwitz I als Stammlager. Damit gehörte es zum Lagerkomplex Auschwitz, der zusätzlich Auschwitz III – Monowitz umfasste. Der bekannteste Teil von Auschwitz I dürfte das Eingangstor mit der Aufschrift „Arbeit macht frei“ sein. Leider gibt es viele Menschen, die sehr respektlos Selfies vor diesem Schild machen.

 Eingangstor Auschwitz: Arbeit macht frei

Heutzutage fungiert Auschwitz I als Gedenkstätte und als polnisches Museum. In den verschiedenen Blocks befinden sich unterschiedlichste Ausstellungen mit Fotos der Gefangenen, Infotafeln und persönlichen Gegenständen von Insassen. Überall sind Schilder mit Tötenköpfen aufgestellt, auf denen HALT! STOJ! steht. Die verschiedenen Bereiche sind mit Stacheldraht umzäunt. Außerdem hat man Zutritt zur Rekonstruktion der Verbrennungsöfen im Krematorium. Vor diesem Gebäude wird auch um respektvolles Schweigen gebeten.

Auschwitz Schild mit Totenkopf

Zeitlich war der ganze Tagestrip leider sehr knapp bemessen. Zwei Stunden für dieses Museumsgelände finde ich deutlich zu wenig! Meiner Meinung nach sollte man sich mindestens drei Stunden pro Lager nehmen. So rennt man durch die verschiedenen Stationen und kann gar nicht alles mitnehmen und nur einen Teil auf sich wirken lassen.

Kleidung der Gefangenen des KZ Auschwitz

Das größte deutsche Vernichtungslager: Auschwitz-Birkenau

Hinweis: Auschwitz-Birkenau kostet weder Eintritt, noch hat es eine Einlasskontrolle.

Während des Nationalsozialismus war Auschwitz-Birkenau das größte deutsche Vernichtungslager. Insgesamt wurden in Lagerkomplex Auschwitz um die 1.1 Millionen Menschen umgebracht. Die Morde erfolgten auf grausamsten Weisen: die Menschen wurden vergast oder erschossen, einige starben durch medizinische Versuche oder starben an Krankheiten oder Unterernährung.

Eingangstor Auschwitz Birkenau

Heutzutage kann man die Überreste des Vernichtungslagers Birkenau besuchen. Überall befinden sich Ruinen der Baracken und Krematorien. Um einen realen Eindruck zu bekommen, wurden die Baracken originalgetreu nachgebaut. Überall gibt es Tafeln, auf denen Fotos zu sehen sind und denen viele Informationen entnommen werden können.

Stacheldraht um das Gelände Auschwitz-Birkenau

Das Gelände ist sehr weitläufig und mit Stacheldraht umzäunt. Wir hatten keine zwei Stunden Zeit, und das war eindeutig zu wenig! Wenn möglich, dann nehmt euch mehr Zeit! Neben Baracken und den Ruinen, gibt es einen Gedenkplatz. Dort finden sich Gedenktafeln in verschiedenen Sprachen. Und diese sind heutzutage wichtiger denn je!

Gedenktafel Auschwitz-Birkenau

Man lernt viel über Hitler, das Dritte Reich und den Holocaust in der Schule. Ich persönlich hätte mir damals einen Besuch im KZ gewünscht. Wenn man die Realität wirklich vor Augen geführt bekommt, dann ist das für mich viel wirkungsvoller als ein ödes Schulbuch. Was mich jedoch abgeschreckt hat, waren die vielen „selfiegeilen“ Menschen. Lächelnd posieren sie vor dem Eingangstor, oder auf den Schienen. Das geht gar nicht! Und auch der Massentourismus macht viel der Atmosphäre kaputt, finde ich. Aber was erwartet man, wenn man selbst mit einem vollen Bus dort anreist. Doch je weiter man geht, desto weniger Menschen trifft man. Die meisten tummeln sich um den Gedenkplatz und das Eingangstor.

Fazit

Ein Besuch im KZ Auschwitz-Birkenau finde ich sehr wichtig. Besonders in der heutigen Zeit, in der Deutschland einen schlimmen Rechtsruck erfährt. Ich verstehe nicht, wie man diese grausame Geschichte leugnen kann. Was mich jedoch sehr erschreckt hat, ist dass die Menschen sich häufig sehr respektlos verhalten und sich vor allem fotografieren (lassen) müssen.

17 Kommentare zu „Auschwitz-Birkenau: das größte deutsche Vernichtungslager

  1. Liebe Michelle,
    das ist so ein toller Bericht. Ich finde die ganze Geschichte um dieses Thema unheimlich spannend. Wir hatten das „Glück“ im letzten Jahr mit der Berufsschule einen Ausflug in ein KZ bei uns in der Gegend zu machen. Ich wusste bis dato gar nicht, dass es so etwas bei uns in der Gegend gab. Es war aber tatsächlich auch mehr ein Arbeitslager, wie wir dort erfahren haben.

    In der Schule haben wir so wenig darüber gelernt, dass es erschreckend ist, obwohl es meiner Meinung nach einer der wichtigsten Teile in unserer Geschichte ist! Wenn ich mal dort in der Gegend bin, werde ich auch auf jeden Fall mal nach Auschwitz fahren. Ich finde das immer unheimlich interessant solche Sachen aus der Nähe zu sehen und mir so mein Bild von der damaligen Situation machen zu können 🙂

    Allerliebst <3
    Mona

  2. Liebe Michelle,
    danke für Deine Einblicke in einen so traurigen und wichtigen Ort. Ich war in der 7. Klasse in Buchenwald – ein Tag, den ich nicht vergessen werde, aber vielleicht doch ein oder zwei Jahre zu früh.

    Alles Liebe
    Carina

    1. Liebe Carina,

      vielen Dank für deinen Kommentar!
      Ich hätte mir damals gewünscht mit der Schulklasse ein KZ zu besuchen. Vielleicht auch eher so zwischen der 8. und 10. Klasse, aber das gab es bei uns leider nicht.

      Alles Liebe dir!

  3. Ich finde es total gut, dass du so ausführlich über den Besuch und alles was man dabei beachten sollte berichtet hast! Man kann Auschwitz auch sehr gut individuell besuchen. Von Krakau aus fährt ein Bus der mit Auschwitz beschriftet ist und der Eintritt und das Shuttle sind für alle kostenlos. Aber wie gesagt, toller Beitrag!

    1. Liebe Hanna,
      vielen Dank!
      Habe die Busse erst um Auschwitz rum gesehen, es war an sich einfacher mit der organisierten Tour.
      Aber ich würde eher zu den von dir genannten Bussen raten.

  4. Klar sind das auch Ziele, zu denen man hinreisen kann, aber ich könnte das nicht. All das Leid dort, all die zerstörten Leben und Schicksale! All die Grausamkeit und wenn ich dann von selfiebegeisterten Leuten vor dem Schild und den Schienen lese, dann glaube ich, dass manche Menschen absolut keinen Respekt vor gar nichts haben! Oder nicht begreifen, was dort damals passiert ist!

    Liebe Grüße
    Jana

    1. Ich finde, dass auch diese Reiseziele wichtig sind. Gerade damit man sich das wirklich mal vor Augen führen kann.
      Meiner Meinung nach sollte so ein Besuch im Unterricht mit eingeführt werden.

  5. Da muss ich doch ja glatt fragen, wer an so einem Ort Shorts trägt? das ist doch Geschichte und ein Ort der Toten.
    Dein Beitrag geht mir direkt unter die Haut. Wenn ich mal in Krakau bin werde ich mir das Lager auch ansehen. Aber nur, weil ich mich ja auch eher sehr gerne Geschichtliches sehen mag. Nur dieser Selfie Wahn geht mir richtig auf den Keks.
    Kann man die Geschichte nicht lernen, ein Schild knipsen und dann weiser nach Hause gehen?

    Danke für den Einblick den du uns gibst.

    xoxo Vanessa

    1. Liebe Vanessa,
      ich finde den Besuch auch wichtig. Und gegen Shorts hätte ich persönlich nichts, aber ich verstehe was du meinst. Ein gewisser Respekt sollte schon entgegengebracht werden. Diese selfiegeilen Menschen fand ich ganz schlimm.. würde mich selbst dort auch nicht ablichten lassen. :/

  6. Liebe Michelle,
    ich überlege schon sehr lange mir Ausschwitz anzusehen, da mein Opa im KZ gestorben ist. Ich schaffe es aber emotional einfach nicht.
    Wer von einem Rechtsruck im heutigen Deutschland spricht, hat allerdings nichts vom Dritten Reich verstanden und fällt auf linke Propaganda rein.
    Alles Liebe
    Annette

    1. Liebe Annette,

      das kann ich auf jeden Fall verstehen. Wenn du solch eine emotionale Bindung zu solch einem Ort hast, dann ist das schon etwas anderes.

      Ich würde nicht sagen, dass ich davon nichts verständen hätte. Bei dem was da heutzutage passiert, ist das für mich schon ein Rechtsruck. Das hat nichts mit linker Propaganda zu tun. Und das sehen auch genügend andere Menschen so.

  7. Hallo Michelle,
    das ist ein mutiger Beitrag über einen schrecklichen Ort der Gott sei Dank längst nicht mehr seinem Zweck dient. Vielen Dank! Ich mag mir gar nicht ausmalen wie es war, als Ausschwitz der Judenvernichtung diente. Wollen wir hoffen, dass das zu besichtigende KZ ein Mahnmal ist, dass wir Menschen zukünftig von solchen Gewalttaten absehen – und nicht zum Ort verkommt wo Touris sich in Pose stellen und fotografieren lassen: Hier war ich auch mal… OMG …
    Liebe Grüße
    Bettina

    1. Ja, ich hoffe, dass dieser „Selfietourismus“ dort ein schnelles Ende findet. Fotos zur Dokumentation o. ä. finde ich in Ordnung. Aber Selfies gehen gar nicht klar.

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